Objekt- und Tragwerksplanung
Neubau und Denkmalschutz – Wand an Wand in der Innenstadt
Abbruch und Neubau in denkmalgeschützter Innenstadtlage. Das bedeutet höchste Anforderungen an Bauwerksüberwachung und Statik. Ein Gespräch mit Projektleiter Dipl.-Ing. Guo Zhao.
Bauüberwachung an der Baustelle Prannerstraße 4 in München (Stand Februar 2021)
Die Prannerstraße mitten im Zentrum von München: Direkt gegenüber dem Bayerischen Hof eine elf Meter tiefe Baugrube, Wand an Wand zu einer Nachbar-Baustelle. Hier muss alles reibungslos ablaufen. Technische Kenntnisse und Soft Skills sind gleichermaßen gefragt: zuhören können, entscheiden, delegieren.
Ein neues Büro- und Geschäftshaus samt dreigeschossiger Tiefgarage. Zunächst brechen wir den bestehenden Gebäudekomplex ab und errichten dann den Neubau, Wand an Wand zu einem denkmalgeschützten Haus, das selbst umgebaut wird.
Also ein besonderer Fall für das Diagnostik-Team?
Genau. Die Bauwerksuntersuchung musste klären, ob es Abhängigkeiten gibt zwischen unserem Baufeld und den Nachbarn. An der Ostgrenze des Baufeldes entsteht hinter den denkmalgeschützten Fassaden an der Kardinal-Faulhaber-Straße und des Palais Neuhaus-Preysing nämlich ein Hotel.
Was hat die Untersuchung ergeben?
Sie ergab eine ziemliche Überraschung. Normalerweise geht man davon aus, dass jedes Gebäude innerhalb der eigenen Grundstücksgrenze gebaut wurde, das ist hier nicht der Fall. Teile des denkmalgeschützten Bestandes – seine Gründung – stehen in unserem Baufeld. Daher wurden Bohrpfahlwände in diesen Bereichen in Abstimmung mit den Bauherrn nach Innen eingerückt.
Visualisierungen: Diener & Diener Architekten
Knifflig: ein neues Büro- und Geschäftsgebäude samt dreigeschossiger Tiefgarage Wand an Wand zu einem denkmalgeschützten Haus, das selbst umgebaut wird.
Und noch ein Architektenwechsel zwischen den Leistungsphasen.
Noch dazu: Teile des denkmalgeschützten Bestandes stehen in unserem Baufeld.
Welche Rolle spielt der Denkmalschutz?
Eine große. Der Nachbar soll ja stehen bleiben, wenn wir unsere Baugrube elf Meter in die Tiefe abgraben. Wir mussten die Bohrpfähle des Verbaus zurückankern, damit alles stehen bleibt, weil der Nachbar auch in die Tiefe geht. Statt schräge Verpressanker ankern wir gemeinsam horizontal zur Nachbarbaustelle durch und sprachen uns laufend mit unseren benachbarten Tragwerksplaner ab.
Visualisierungen: Diener & Diener Architekten
Was ist Ihr Fazit bei solch hochanspruchsvollen Baustellen?
Entscheidend war die enge Zusammenarbeit und präzise Absprache zwischen den Teams Tragwerksplanung für das Gebäude und Objektplanung für die Baugrube. Dazu brauchte es eine Verbindung aus hohem technischen Verständnis, einem guten Diagnostik-Team und einem offenen Dialog zwischen allen Ingenieuren – auch mit denen der Nachbarbaustelle.
Das war sicher nicht alles …
… dazu kam ein Architektenwechsel zwischen den Leistungsphasen. Es gab zwar Planunterlagen, aber auch Details, die noch nicht so ausführlich im Plan vermerkt waren. Mit jedem Wechsel geht Wissen verloren, da ist es gut, wenn man Details erneut diskutiert und bespricht, um die richtigen Entscheidungen treffen zu können.
Gut, wenn man von der Bauwerksuntersuchung über die Tragwerksplanung bis zur Objektplanung für Baugruben alles im Haus hat.