Holz- und Holzhybridbau
Planung und Konstruktion mit Holz
Seit Jahrtausenden wird Holz als Roh- und Baustoff für nahezu jeden Zweck verwendet. In Zeiten der ressourcenschonenden Planung ist Holz gerade jetzt wieder gefragt. Michael Buchner über Möglichkeiten und Grenzen von Holzbau.
„Wohnen am Weiher“: 7-geschossiges Holzhaus in Kempten (Tragwerksplanung Standort Augsburg, Foto: die Sozialbau Kempten GmbH)
Holzbau, Holzverbund oder Hybrid-Hochbauten – wir planen mit allen Baustoffen. Dabei profitieren wir von der gruppeninternen Zusammenarbeit mit einer starken „Holzkompetenz“ in Augsburg, unserem BIM-Team bei der digitalen Planung sowie durch unsere Experten in der Bauwerksuntersuchung und Brandschutz.
Warum sollte man mit Holz bauen?
Es gibt einige Vorteile. Da ist zum einen die Kombination aus nachwachsendem Rohstoff, geringem Bauteilgewicht und – gemessen daran – einer hohen Belastbarkeit.
Und zum anderen gibt es die Möglichkeit, Bauteile industriell vorfertigen zu lassen. Das ist aus mehreren Gründen wichtig. Personalmangel zum Beispiel.
Bei den Planern?
Am Bau. Es wird immer schwieriger, Firmen mit ausreichend Personal zu finden, die die heutigen Qualitätsansprüche am Bau erfüllen können. „Fertige“ Elemente lassen sich mit relativ wenig Personalaufwand industriell herstellen und somit kostengünstiger anbieten. Das muss allerdings bereits in frühen Phasen der Planung berücksichtigt werden.
Der Holzbau bietet eine schier unendliche Anzahl an Möglichkeiten.
Ist Holzbau „schwieriger“ als Stahlbeton?
Im Vergleich zum klassischen Werkstoff „Stahlbeton“ muss ich mir beim Holzbau oft auch Gedanken über andere Gewerke machen. Insbesonders der Austausch mit der Bauphysik ist sehr wichtig. Dazu kommt, ich muss mich früh mit Bauabläufen, Brandschutz, Elementierung oder den Verbindungen der Elemente befassen. Der Holzbau birgt hier eine schier unendliche Anzahl an Möglichkeiten.
Inwiefern?
Bei einem Regelgeschossbau zum Beispiel habe ich beim Stahlbetonbau meist ein oder zwei Details. Beim Holzbau können es gleich mal bis zu 40 oder 50 werden. Und genau hier ist es wichtig schon bis zur Baustelle zu denken. Kann ich den Winkel gut einbauen? Habe ich eine Sichtdecke und muss ich sie verstecken? Wie beeinflusst das Ganze den Transport?
Holzrahmenbauwand beim Wenden in der Produktion (Foto: © Eckhart Matthäus/ Gumpp & Maier GmbH)
Ziel ist es immer, für den Auftraggeber
die passende wirtschaftlichste Lösung
zu finden.
Wie sieht es mit den Kosten aus?
Materialkosten sind natürlich ein Thema. Wir versuchen in der Planung immer die für unsere Auftraggeber wirtschaftlichste Lösung zu finden.
Manchmal bedeutet das allerdings erstmal zu investieren, in eine hohe Vorfertigung zum Beispiel. Man muss aber weiter denken. „Schnelle“ Baulösungen sparen Bauzeit und man kann früher vermieten.
Tragwerksplanung für die Wohnanlage „Am Weinberg“ in Ulm
(Visualisierung: Planungsgemeinschaft Lattke Architekten BDA und Plan Z Architekten)
Jeder Baustoff dort,
wo er am sinnvollsten ist.
Holzhybridgebäude mit hohem Vorfertigungsgrad mit Anschluss an das Nachbargebäude (Planung mit BIM)
Ob Holz oder Holzhybrid – wir planen durchgängig mit BIM
Für wen kommt Holzbau in Frage?
Für jeden….(lacht)…. Nein, Spaß beiseite, ich bin zwar mit Leib und Seele Holzbauer. Jedoch gilt für mich hier auch das Credo „Jeder Baustoff dort, wo er am Sinnvollsten ist“.
Beim Wohnungs- oder Schulbau zum Beispiel macht Holzbau bzw. Holzhybridbau definitiv Sinn. Die Tragstruktur ist über die Geschosse meist durchgehend und ich muss keine großen Lasten „spazieren“ führen, ideal für den Holzbau.
Wo wird es schwieriger?
In Bereichen wie z.B. Büro- oder Verwaltungsgebäuden hinken wir noch nach. Oft sind hier unterzugslose Decken gefordert. Hier sind wir leider noch nicht soweit flächige Bauteile vor Ort – wie beim Betonbau – herzustellen. Hier kann es die Mischung machen, beispielsweise aus Betondecke und Holzwänden. Der hybride Gedanke zählt.
Holz ist leichter als vergleichbare Baustoffe und belastet den Bestand nicht so stark.
Welche Rolle spielt der Holzbau bei Umbauten oder Bauen im Bestand im Allgemeinen?
Dort hat er natürlich auch eine wichtige Rolle. Vor allem im Bereich der innerstädtischen Nachverdichtung. Holz ist leichter als vergleichbare Baustoffe und belastet den Bestand nicht so stark. So ist es mit Holzbau oft möglich auf Bestandsgebäude zwei- bis drei-geschossige Aufstockungen zu realisieren.
Wenn es die Bausubstanz zulässt …
Klar. Hier ist es vor allem wichtig diese vorab zu untersuchen und zu bewerten. Oft machen hier Machbarkeitsstudien für den Auftraggeber Sinn. Wieviele Geschosse können ohne Verstärkung oder mit partieller Verstärkung von einzelnen Bauteilen errichtet werden? Aufgrund unseres eigenen Diagnostikteams können hier gezielt die relevanten Bauteile untersucht werden.
Aufstockung eines Holzgeschosses auf einem Hotel in der Münchner Innenstadt (Artikel bei buildingnet.de, Foto: Plan-Consult GmbH)
Die direkte Unterstützung bei der Bauwerksuntersuchung oder im Brandschutz ist Gold wert.
Beim Bauen im Bestand gehört auch der Brandschutz dazu.
Absolut. Beim Stahlbetonbau bekomme ich aufgrund der heutzutage erforderlichen Betondeckung die Brandschutzanforderung quasi mit dazu. Beim Holzbau hingegen ist oft eine enge Abstimmung mit den Brandschutzplanern notwendig. Da hat es natürlich für uns und unsere Kunden große Vorteile mit ZM-I Fire+Risk Brandschutzexperten direkt in der Unternehmensgruppe zu haben.
Schnelle Reaktionszeit und Schlagkraft durch standortübergreifende Zusammenarbeit.